Radiostücke – Live aus dem Stadthaus-Ulm am 02.07.2023 20.00 – 23.00 Uhr
unsere Kollegen von Radio free FM sind live dabei und ermöglichen es auch uns, live dabei zu sein.
Hier eine kleine Einführung.
RR Reihe Radiostücke // Natascha Gangl & Rdeča Raketa (Maja Osojnik, Matija Schellander) mit Nikolaos Zachariadis (Live Bühnenbild) // Hybride Aufführung: Deutschlandpremiere des Stücks EINSAME AMEISEN AMNESIE. Ein Klangcomic frei nach Anestis Logothetis
EINSAME AMEISEN AMNESIE
Ein Klangcomic frei nach Anestis Logothetis.
Von der Skizze zur Wort-Klang-Bild-Komposition –
Vom Logischen Denken zu Logothetischem Denken
Anestis Logothetis war Avantgardíst: Er fand die graphische Notation für sich in den fünfziger Jahren, komponierte elektroakustische Musik Anfang der sechziger Jahre, entwickelte das „Musikalische Hörspiel“ Anfang der siebziger Jahre. In den Jahren 1971 bis 1975 fertigte er eine Reihe von Partitur-Fragmenten an, deren zentrale Motive Insekten sind. 2021 wurden diese Skizzen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, und zum Ausgangspunkt für eine Live-Performance und ein Radio-Stück. Es sind Namen von Ameisen, Schmetterlingen, Nachtfaltern, Motten, es sind Zitate aus Biologie, Kybernetik und griechischer Mythologie die Logothetis assoziative Sprachspiele auf diesen Blättern triggern und die angeordnet, von organischen Ornamenten bis zu wilden Explosionen, die Betrachtenden in seine mehrdeutigen akustischen Phantasien führen. 5 Etüden entwickeln die Künstler*innen aus diesen Skizzenblättern, legen dabei nach und nach Logothetis ästhetische Prinzipien offen und führen sie auf diese Weise zugleich fort und lassen einen Klangcomic um die Frage „siedet die Erde oder nicht?“ entstehen.
Live werden die Skizzenblätter dabei zum atmosphärisch-visuellen Element der Performance, finden zu einer eigenständigen abstrakten Form, performen selbst.
LINE-UP:
Natascha Gangl ‐ Text – Stimme, Sampler.
Maja Osojnik ‐ Komposition – Stimme, Live-Sampling, DJ-CD Players & other electronic devices.
Matija Schellander ‐ Komposition – Stimme, Modular Synthesizer, Computer.
Nikolaos Zachariadis – Viusals – Projektion.
Autor/innenproduktion im Auftrag von ORF Kunstradio & Wien Modern 2021, mit freundlicher Unterstützung von SKE Fonds, BMKOES, Festival TOOLS und Stiftung Dietrich und Christel Kittner.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.
Natascha Gangl, geboren 1986, studierte Philosophie an der Universität Wien und Szenisches Schreiben am DRAMA FORUM Graz. Seit 2007 arbeitet sie als freischaffende Autorin und setzte für mehr als zehn Jahre ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt „zwischen“ Österreich, Spanien und Mexiko. Sie assistierte und bearbeitete zahlreiche Texte für Christoph Schlingensief, war Hausautorin am Staatstheater Mainz. Sie schreibt vor allem Theatertexte, experimentelle Prosa und Essays, erforscht dabei Sprache in allen Aggregatzuständen: geschrieben, gezeichnet, gesprochen, performt – auf Theaterbühnen, in Konzert- und Ausstellungsräumen, in Radioformaten, im Buch, auf Platte. Sie beschäftigt sich mit der klangliche Qualität von Sprache, verstehbarem und erfahrbarem Sinn, Trash und Tragödie, verwendet dabei Techniken wie Montage, Überschreibung und Anagramm. Ihre teils mehrsprachigen Werke wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet (u.a. Heimrad-Bäcker-Förderpreis, Preis des Heidelberger Stückemarktes, Literaturförderungspreis der Stadt Graz.) Als Buch erschien: Wendy fährt nach Mexiko, Ritter, 2015. Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn, starfruit publications, 2020.
Maja Osojnik, geboren 1976, ist freischaffende Komponistin, Klangkünstlerin, Sängerin und frei improvisierende Musikerin die sich in ihrem facettenreichen Schaffen verschiedenster klanglicher Mittel wie beispielsweise Stimme, Paetzold-Bass, Field Recordings, CD Player, Radios, Effektpedale, Kassettenspieler und anderen elektronischen Lo-Fi- Musikinstrumenten jedweder Herkunft. Sich im Limbus zwischen analoger und digitaler Kunst, virtuellen und realen Räumen bewegend, versucht sie die klanglichen Spektren besagter Instrumente zu erweitern, zu dekonstruieren und neu zu konnotieren bzw. diesen andere, neue Rollen zuzuweisen – ein Prozess der an das Annagrammieren erinnert. In Ihren Kompositionen verbindet Maja Osojnik ihre Liebe für einfache Songs, experimentelle, elektro-akustische, abstrakte Musik, Alte und Neue Musik sowie Elemente und Formen von Noise und Rock. Das Reale, das Surreale, die Fragilität, in der sich sowohl das zerstörerische, abgründige, finstere Phantasma, aber auch die Schönheit, die Eleganz, die Stärke und Bestimmtheit abbilden, manifestieren einen weiteren Motor, der Maja’s musikalisches Schaffen definiert. Sie komponiert Musik für Tanz, Theater, Film und diverse Ensembles und Orchester und schreibt Gedichte, die sie mit ihren Bands vertont. Im 2018 startete Maja ein neues Label MAMKA RECORDS, welches sich der Veröffentlichung hochwertiger und in Eigenproduktion gestalteter Tonträger in Kleinstserien verschrieben hat. Seither widmet sich Maja fokusierter auch zwei Ihrer großen Leidenschaften, dem Druck und der Produktion grafischer Klang-Partituren. Ihre Solo-Perfromances, Werke und Formationen, u.a. Rdeča Raketa, ZSAMM, Broken.Heart.Collector, Maja Osojnik Band, Subshrubs, Low Frequency Orchestra etc. wurden auf verschiedenen internationalen Festivals präsentiert.
Matija Schellander, geboren 1981 in Ludmannsdorf-Bilčovs, Österreich, studierte Kontrabass am Konservatorium der Stadt Wien und absolvierte den Lehrgang für Computermusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seine musikalischen Einflüsse sind vielgestaltig und erstrecken sich von Musique Concrete über Hip-Hop, Techno, Improv, Jazz, Neue Musik, Alte Musik hin zu traditioneller und Filmmusik. Er arbeitet mit Instrumenten ebenso wie «field recordings», im Studio und auf der Bühne. Klangfarbe, Sampling, und ein bewegliches, organisches Klangbild für Sound als eigenständiges künstlerisches und narratives Element zentral. Er lebt und arbeitet als Komponist, Kontrabassist und elektronischer Musiker in Wien und komponiert für Musikensembles, Theater, zeitgenössischen Tanz und Film. Er ist, gemeinsam mit Maja Osojnik, Teil des elektroakustischen Duos Rdeča Raketa. Mit der Autorin Natascha Gangl und den Theaterregisseur*innen Ivna Zic und Franz-Xaver Mayr verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, u.a. am Theater Neumarkt Zürich, dem Theater Basel, Schauspielhaus Bochum und dem Schauspielhaus Graz. Seine Arbeiten und Tourneen führten ihn quer durch Europa,
Nordamerika und Asien.
RDEČA RAKETA ist das Duo von Maja Osojnik und Matija Schellander. Rdeča Raketa betreiben Soundwissenschaft und elektroakustische Forschung. Es entsteht akustische Poesie, die manchmal mit jeglicher Musikalität bricht um Soundgemälde entstehen zu lassen, die Hörgewohnheiten und zeitgenössische kulturelle Codes auf den Kopf stellen – in Kino und Konzertsälen, Theaterräumen und Installationen. Rdeča Raketa kombiniert abstrakte elektronische Klänge mit schweren Beats, inspiriert von akusmatischer Musik, Industrial und Hip-Hop. Die kunstvolle Verflechtung von gesprochener und gesungener Sprache (basierend auf Osojniks Texten) verschmilzt mit dem collagierten Klangmaterial. Modular-Synthesizer und cut-up Samples vermischen sich mit manipulierten CD-Playern und Aufnahmen von akustischen Instrumenten und Field Recordings, zusammen mit aufwändiger Klangbearbeitung entsteht schließlich eine aufregend heterogene Mischung. Rdeča Raketa’s Tonträger: Old Girl, Old Boy (Mosz Rec, 2010), Wir werden (God Rec, 2013) und ..and cannot reach the silence, (Ventil Rec & Mamka Rec 2021)
RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, Gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.
Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken